«Per Du» ist bereits euer sechstes Fratelli-B-Album. Woher habt ihr die Zeit und Energie dafür genommen?Chandro: Das Coole ist, dass wir zu zweit sind. Einer von uns ist immer voll motiviert, während der andere überhaupt keinen Bock hat – und diese Phasen wechseln sich immer genau ab. Ich glaube, die Möchtegang-Projekte haben uns auch sehr motiviert. Wir haben dadurch gelernt, dass auch spontan geschriebene Parts geil sein können, und nach dem zweiten Album hatten wir wieder Bock, etwas Persönliches zu schreiben.Flap: Es ist einfach wichtig, dass du dir deinen Spass an der Sache behältst. Wir verbinden die stressigen Dinge wie beispielsweise Videodrehs bewusst mit privaten Reisen und freuen uns deshalb auch immer darauf.Was ist eure wichtigste Message, die ihr mit dem Album mitteilen wollt?F: Das Thema «Per Du» ist unsere Hauptaussage aus den letzten Jahren und betrifft nicht nur unsere Musik, sondern lässt sich auf alle möglichen Situationen im Leben beziehen. Wir sind alle Gewohnheitstiere und werden in unserem Trott, den wir im Alltag haben, meistens nicht wirklich glücklich. Deshalb kann es so viel bringen, offen zu bleiben und sich selbst immer wieder in neue, vielleicht unangenehme Situationen zu bringen und etwas daraus zu lernen.Ihr legt grossen Wert auf Rap-Technik. Wie ist der Albumprozess dieses Mal abgelaufen, in einem Genre, in der Reimketten und Texte immer mehr durch Vibe überwogen werden?C: Früher wollten wir mit jedem Part explizit unsere Skills beweisen und präsentieren – dieses Ziel haben wir jetzt nicht mehr so stark. Wenn du das einmal gemacht hast, bleibt dieser Anspruch natürlich noch bestehen, aber der Aspekt des Inhalts wird irgendwann auch wichtig. Was in der Szene noch läuft, spielt dabei keine besondere Rolle für uns. Wir hören uns praktisch alles an, was in Sachen Schweizer Rap auf dem Markt ist und finden es zum Teil auch gut gemacht, obwohl wir diesen Stil nie selbst verfolgen würden. Mit «Per Du» wollten wir so weitermachen wie bisher – einfach überall noch eine Schippe drauflegen.Ihr habt bei den bereits veröffentlichten Tracks durch Features und Clips eure Connections in der ganzen Rapszene deutlich gemacht. Welchen Status in der Szene schreibt ihr euch selbst zu?C: Das klingt jetzt sehr abgedroschen, aber es ist wichtig, dass du die Szene selbst nicht zu ernst nimmst. Man hat immer das Gefühl, weil man das Geschehen selber verfolgt, ist das Ganze sehr gross, aber es ist genau das Gegenteil, und das ist das Problem. Du musst aus eigener Überzeugung Teil davon sein. Wir wollen bei jedem Album an unser persönliches Limit gehen – und nicht an eine Szenen-Obergrenze.F: Die einzige Feststellung ist: Im eigenen Kopf bleibt man zwar immer der Jungspund, aber wir gehören jetzt langsam zu der älteren Garde. Aber das ist völlig natürlich so, und deshalb auch in Ordnung für uns. Wenn man fünfzehn Jahre dabei ist, ist man einfach nicht mehr der Jüngste (lacht).[sc name="mehr lesen" ]Wovon habt ihr geträumt, als ihr mit eurer Musik angefangen habt? Wolltet ihr wirklich «nie meh als Rap»?F: Damals erst recht – Rap war das einzige was zählte, Sell-Out war eine Beleidigung und das Schlimmste, was dir passieren konnte. Wer in den Charts auftauchte, galt als Verräter der Szene.C: Ich weiss noch genau, wie Techno der Feind war! Alles andere als reiner Rap kam überhaupt nicht infrage. Ganz zu Beginn bist du erst einmal Fan und willst nur den Respekt der Rapper, die du gut findest.Ihr habt nie gedacht, dass ihr mit Rap Geld verdienen könnt?F: Das war uns immer klar. Bei uns kam nach den ersten Erfahrungen auch direkt die Entscheidung, dass wir mit Rap überhaupt nicht unser Leben finanzieren wollen. Wir haben beide einen coolen Job, den wir beide gerne machen. Das bringt den Ausgleich, den ich vor allem als junger Mensch wichtig fand: Am Montagmorgen nach einem krassen Konzert wieder im Büro zu sitzen. So hebt man nicht ab. Wir waren auch nicht die erste Generation von Schweizer Rappern, sondern haben schon gesehen, wie alles funktioniert und deshalb selbst auch nicht so von Geld geträumt. Aber wir wollen mit dieser Einstellung niemanden angreifen.C: Überhaupt nicht! Wenn jemand die Sing-Sang-Musik macht, die sich an die breite Masse verkauft und ihm das gefällt, ist doch alles super und für uns kein Problem!Was würdet ihr als euren grössten Erfolg bezeichnen?C: Ich finde krass, wie wir uns gemausert haben und wir haben es aus unserer Sicht ziemlich weit geschafft. Wir haben noch immer eine Bedeutung.F: Wir sind immer noch da, und genau das sehe ich als unseren grössten Erfolg. Nach fünfzehn Jahren ist das nicht selbstverständlich und definitiv nicht der Normalfall.
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