LieVin verrät Details über seine Studio-Session mit OZ
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May
2023

«26 Stunden später schickte ich ihm den fertigen Song»

LieVin verrät Details über seine Studio-Session mit OZ

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2023

«26 Stunden später schickte ich ihm den fertigen Song»

LieVin verrät Details über seine Studio-Session mit OZ

Nadim Ben Said
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LieVin verrät Details über seine Studio-Session mit OZ
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Einer der am härtesten arbeitenden Artists der Schweiz releaste vor wenigen Wochen seine EP «Baby Tape». Wir trafen uns mit LieVin und sprachen mit ihm über seine Marketing-Strategien, sein musikalisches Vorgehen und über seine Zusammenarbeit mit OZ.

Seit über sechs Jahren leistet LieVin einen grossen Part zur CH-Rap-Welt bei. Erst machte er sich mit seinen catchy Hooks einen Namen, doch mittlerweile ist er bekannt für einen abwechslungsreiche, futuristischen und frischen Musik-Katalog mit Signatures wie sein «Uhuh»-Adlib. Immer wieder beweist der Rapper aus Zürich Nord ein einzigartiges Mindset und scheut sich nicht, der Community zurückzugeben. Diese Haltung führte ihn zu Hits wie «Top Boy», auf Bühnen wie das OpenAir Frauenfeld oder das Hallenstadion, zu Co-Signs von Mero, Loredana und zu einem Song mit Star-Producer OZ. Wie es dazu kam, wie LieVin arbeitet und wie das «Baby Tape» entstand, verriet er uns im Interview.

Promo mässig hast du für deinen letzten Release «Baby Tape» einen hohen Standart gesetzt. Einheitliche Covers, abwechslungsreiches Videomaterial, Merch und eine Tour mit drei Stopps. Was kannst du mir zu deiner Herangehensweise sagen?

Viel war schon lange in Planung, vor allem die Tour. Oft muss man aber einfach dem Prozess vertrauen. Darin gibt es nämlich immer wieder Dinge, nicht so klappen, wie man sie vielleicht im Sinne hatte. Beispielsweise wollten wir den ganzen Baby-Merch schon vor dem Release am 5. Mai droppen, aber leider haben wir es nur mit dem Beanie geschafft. Das war wiederum ein Erfolg, Artists wie Kwam.E, Monet192, Buds und Jamal trugen es und zeigten sich damit auf den Socials, wofür ich sehr dankbar bin. Das Ziel von meinem Team und mir war, eine so grosse Menge an Menschen wie nur möglich heiss auf die EP zu machen, deswegen kamen nach der Tour direkt Vlogs davon auf YouTube. So konnten jene, die es nicht auf die Tour schafften, sehen wie das ganze verlief und vielleicht motiviert sie das an eine nächste LieVin-Show zu kommen.

Du gingst wirklich All-Out, was sich auch in den Songs widerspiegelte. Ich bekam einen sehr experimentierfreudigen LieVin zu hören, der verschiedene Sounds und Rhythmen ausprobierte. Was war deine Inspiration dafür?

Tatsächlich hatte ich nicht eine konkrete Inspiration für die Songs. Mein Vorgehen im Studio ist wie folgt: Ich recorde 20 bis 30 verschiedene Tracks mit unterschiedlichen Sound-Mustern und dann wähle ich davon 5-10 aus, die mir insgesamt am besten gefallen. Dann konzentriere ich mich auf die Fertigstellung. Mein Mindset nach den Tapes «El Mundo» und «Capo Suave» war sehr experimentierfreudig und das hört man auch in den neuen Songs – wir hatten viel Spass beim Produzieren, meiner Kreativität wurde freien Lauf gelassen. An dieser Stelle auch ein Shoutout an yngscorpio, der «Billie Jean», «Can’t Change» und «What’s Luv» produzierte. Die Sessions mit ihm waren entscheidend und wertvoll für die Entstehung der EP.

Sehr schön, dass du yngscorpio, der erst 19 ist, erwähnst. Mir ist nämlich aufgefallen, dass du gerne junge Artists pushst und ihnen die Möglichkeit gibst, ihr Können unter Beweis zu stellen. Der Newcomer Jaywakeup war ja auch dein Tour-Support. Hast du diese Unterstützung selbst oft erlebt oder wieso ist dir das wichtig?

Im Gegenteil, die CH-Rap Branche gab mir nie diesen Push oder diese eine Möglichkeit. Vereinzelte Artists aus meinem Umfeld unterstützen mich schon. Zum Beispiel Steezo nahm mich als Back-Up an seine Shows mit und ermöglichte mir öfters die Chance, auch auf Songs von ihm meine Skills zu showcasen. Auch Nativ supportete mich schon früh in meiner Karriere und ist bis heute einer meiner besten Freunde im Game. Doch oft erlebte ich sogenanntes «Gatekeeping», einzelne wichtige Person der Industrie, die mich nicht pushen wollten, was kein schönes Gefühl war. Diesen Schmerz wünsche ich der nächsten Generation auf keinen Fall, weswegen ich mein bestes gebe, zu supporten. Niemand, den ich respektiere, schätze oder als eine starke Person wahrnehme, soll meiner Meinung nach am gleichen Ort feststecken, nur weil ihm die Türen zu Grösserem nicht geöffnet werden. Das kann dazu führen, dass Artists mit viel Potential aufgeben – man könnte viele Talente verpassen.

Die CH-Rap Industrie pusht aus meiner Sicht auch oft immer die gleichen 5 oder 10, wovon dann 60% überfordert ausbrennen.

Man muss auch sagen, dass die meisten aus der Industrie Newcomer:innen gar nicht auf dem Schirm haben. Oft zeigt mir Jaywakeup Neues und wir führen darüber einen Exkurs. Was ich sehr wichtig finde, denn so bekomme ich ein besseres Verständnis für die neue Generation. Für mich gehört es aber zur Job-Description eines/r guten/r Journalisten/in zu diggen, um Newcomer:innen zu entdecken.

Du hast vorhin vom Aufgeben gesprochen, gab es bei dir solche Momente, wo du dir dachtest: jetzt werde ich aufhören mit Rap?

Die gibt es immer wieder. Nach meiner Single «Top Boy», die komplett durch die Decke ging, sehnte ich mich stark nach einem weiteren Smash-Hit. Ich meine, viele haben ganze Erinnerungen mit diesem Song, was für mich eine extreme Ehre ist. Als ich dann am «El Mundo» Tape arbeitete, lösten sich jedoch viele Zweifel. Von da an wusste ich, in welche Lebensrichtung es für mich geht. Artists wie der Deutsch-Rapper Mero kontaktierten mich zu diesen Zeiten plötzlich, was mich in meinem Werdegang bestätigte. Fun Fact: bei seinem Song «Gece Gündüz», der über 72 Millionen Streams hat, habe ich mitgeschrieben ohne Credits dafür zu bekommen. Trotz denn Downs, die ich hatte, konzentrierte ich mich immer auf die grossen sowie kleinen Zeichen, die mich ermutigten. Deshalb gab ich nie auf und werde das auch nie. Jetzt ist meine grösste Motivation mein erstes Album zu produzieren, was bis 2024 passieren sollte.

Was dich von vielen CH-Rapper:innen unterscheidet, du benutzt TikTok als Promo-Tool. Einerseits machst du selbst Content, andererseits hast du es mit dem Song «Geek» in den Algorhythmus von TikTok geschafft. Der aktuelle Stand sind fast 2000 Posts damit. Was kannst du mir dazu sagen?

Wenn du die aktuellen Charts anschaust, gingen alle Songs auch auf TikTok viral. In der Schweiz hast du perfekte Beispiele wie SMA-Gewinner «WILL NOMEH» von L Loko & Drini oder «Juicy» von EAZ. Er schaffte es damit sogar bis in die Deutschen Charts. Es ist nicht mehr ein Tool, dass man ignorieren darf oder sollte, du schiesst dir nur selbst ins Bein. Lange habe ich den Hustle von TikTok nicht verstanden, ich wusste nicht wie genau damit umzugehen. Doch mittlerweile liebe ich den Hustle und darf meine eigenen Erfolge damit feiern. Dass so viele Videos zu «Geek» gemacht wurden, ist kein Zufall, ich habe sicher 100 TikTok-Content Creator angeschrieben und ihnen meinen Song geschickt, so dass sie ein Video damit machen. Durch diese Erfahrung habe ich viel gelernt und konnte ein bisschen heraus spüren, wie ich dieses Tool für mich nutzen möchte.

Dieses Jahr hattest du schon Kollaborationen mit Artists wie MYKEL COSTA oder Nativ und in der Vergangenheit mit Grössen wie Producer OZ. Wie entstehen solche Zusammenarbeiten?  

Unglaublich natürlich, wäre die direkte Antwort. Auf meinen zwei bisherigen Projekten, sowie auf «Baby Tape» hatte ich keine Features. Mir ist es wichtig, dass die Zusammenarbeit, sei es mit einem/r Producer:in oder einem/r Rapper:in, organisch entsteht und verläuft – eigentlich sehr simple. Sogar mit einem OZ, den ich extrem respektiere, verlief die Arbeit smooth.

Hattest du viel Druck mit OZ im Studio?

Es war so: Als er mich zu sich nachhause einlud, wusste ich von Anfang an, egal, was heute im Studio entsteht, du musst den Track killen. Dieser Satz lief in meinem Hinterkopf auf Dauerschleife. Angekommen in seiner Mansion bekam ich erstmals eine Haustour, was den Druck noch erhöhte. Wenn ich nun keinen krassen Song hinkriege, heisst es «LieVin verpasste seine Chance mit OZ». Deswegen dachte ich mir, wie schaffe ich es, den Pressure nicht zu nahe an mich ranzulassen. Denn ich bin davon überzeugt, dass wir im Leben nur Möglichkeiten bekommen, für die wir ready sind. Auf alle Fälle betraten wir schlussendlich sein umwerfendes Studio. Zu meiner Überraschung hatten wir eine komplette Session, er machte den Beat von Scratch. Darüber nahm ich die Toplines auf, also die Grund Struktur und die Melodien, und er perfektionierte den Beat. Nur eineinhalb Stunden später beendeten wir die Session, assen zusammen zu Abend und verabschiedeten uns. Darauf ging ich direkt in mein Studio und nahm alle Lyrics fertig auf. 26 Stunden später schickte ich ihm den fertigen Song – damit er wusste, ich nehme es ernst.

Was war sein Feedback?

Schon im Studio war er von der Idee überzeugt, weswegen ihm das Endprodukt noch mehr gefiel. Er supportete mich darauf auch beim Release und kam an mein Tape-Listening. Eine unglaubliche Ehre für mich, wofür ich ihm bis heute sehr dankbar bin.

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