Wie passen Female-Empowerment und Frauenarzts Musik zusammen? Ein Gespräch mit Josi Miller
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9
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September
2019

Ein DJ erklärt

Wie passen Female-Empowerment und Frauenarzts Musik zusammen? Ein Gespräch mit Josi Miller

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2019

Ein DJ erklärt

Wie passen Female-Empowerment und Frauenarzts Musik zusammen? Ein Gespräch mit Josi Miller

Wie passen Female-Empowerment und Frauenarzts Musik zusammen? Ein Gespräch mit Josi Miller
Quelle:
Fritz Elsmann
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Sie ist Tour-DJ, Radiomoderatorin, Rap-Podcast-Host und Musikexpertin. Wie viel Gegenwind erfährt Josi Miller in ihren Berufsfeldern, aufgrund der Tatsache, dass sie eine Frau ist? Im Interview spricht sie über Feminismus im Rap, ihr Engagement und kontroverse Texte.

Wer ist Josi Miller und warum sollte ich ihr zuhören, wenn sie über ein solch ausgelutschtes Thema wie «Sexismus im Rap» spricht? Berechtigte Fragen. Was Josi Miller zu einer perfekten Gesprächspartnerin auf diesem Themengebiet macht, ist ihr Hintergrund: Als DJ ist sie für den Sound im Nachtleben zuständig, tourt aber auch mit Acts wie Trettmann durch Österreich, Deutschland und die Schweiz.  Für den oft wegen seinen frauenverachtenden Texten gerügte Frauenarzt stand sie als DJ während dessen Tourdates 2016 auf der Bühne. Als Radiomoderatorin und Podcasterin ist sie täglich mit Rappern und deren Inhalten konfrontiert - hinter und vor dem Mikrofon. Ihrer Liebe zu HipHop steht allerdings ihr Sinn für Gleichberechtigung entgegen. Dieses Thema spielt in ihrer Karriere eine nicht kleinzuredende Rolle. So wird Josi in Interviews zahlreich darauf angesprochen, sie wirkt bei Kampagnen mit und redet mit ihren Podcast-Gästen über moralische Grenzen.

«Hengstin» von Jennifer Rostock steht für Female-Empowerment. Bei dieser Kampagne wirkt Josi Miller im Video mit.  

Kurz vor ihrem Auftritt am Gurtenfestival haben wir uns mit Josi getroffen, um zu erfahren: Wie behauptet sie sich als Frau in den Männerdomänen DJing und Rap? Wie wichtig ist ihr Feminismus und wie hat sie sich überwinden können, mit Frauenarzt zu touren? Unsere Journalistin Dilara hat die Antworten.  

Wie ist der Stand der Frau in der DJing-Szene? Nimmst du einen Zulauf wahr?

Definitiv. Ich lege seit nunmehr fünfzehn Jahren auf. Als ich angefangen habe, gab es sehr wenige Girls. Deutschlandweit vielleicht eine Handvoll. Mittlerweile gibt es alleine in Berlin so viele gute Frauen, die auflegen. Es gibt auf jeden Fall talentierten und engagierten Nachwuchs. Was ich auch festgestellt habe: Die Nachfrage ist da. Dementsprechend werden die Frauen auch gebooked. Sie haben auch einen sehr guten Musikgeschmack. Es ist riesiges Potenzial da – so viel wie noch nie.

«Als ich Frauenarzt kennengelernt habe, war ich kein grosser Fan seiner Musik – aber ich war Fan seiner Person.»

… und damit werden Frauen auch ernstgenommen, oder? Ist es also gar nicht so schwierig, sich in der Clubszene zu behaupten als Frau?

Damals habe ich noch richtig mit Schallplatten angefangen - Real Rap und so.  Deshalb bin ich immer meiner Skills wegen geschätzt worden. Es war DJing im klassischen Sinne: Viel Gescratche, viele DJ-Tricks. Das erfordert ewiglanges Training. Umso mehr Frauen diese Tätigkeit teilen, desto ebener wird der Pfad für alle Girls, die Bock darauf haben.

Ist es denn für alle deiner Kolleginnen so einfach gewesen, wie für dich?

Ich wünsche mir dass es für Frauen immer einfacher wird, ein Standing einzunehmen und dass einem keine Steine in den Weg gelegt werden. Wer wirklich stundenlang zuhause sitzt, Tracks raussucht, übt und sich verbessert, wird geschätzt. Wie sollte dir auch der Erfolg bei guter Leistung verwehrt werden können?

Foto: Fritz Elsmann

In Anbetracht der herrschenden Frauenfeindlichkeit im HipHop gab es also nie Probleme?

Ich glaube, im DJing ist es noch etwas anderes als bei Journalistinnen oder bei Rapperinnen. Als DJ wirst du – sofern du gut bist – keine Probleme in der Szene haben. Wer gute Arbeit macht, wird belohnt.

«Juju rappt mit einer trotzigen und bisweilen leicht maskulinen Art. Sie setzt die Waffen der Männer ein und schlägt zurück.»

Was hältst du von Rapperinnen, die sich nur über ihren feministischen Geist definieren und eben nicht darüber, was sie tatsächlich leisten? Da gibt es in Deutschland ja einige…

Wer Themen die einen privat beschäftigen, authentisch zu Papier bringt, leistet doch genauso gute Arbeit, wie eine Frau, die nur übers Feiern rappt. HipHop ist mittlerweile so gross geworden, dass es für fast alles Platz hat: Politischer Rap, aber auch Musik zum Flexen.

Das Thema Sexismus & Rap hat uns auch in der Sonderausgabe aus dem Dezember beschäftigt: Eine Reportage über den Alltag eines Show-Girls.

[artikel=1]

Welche Musikerinnen setzen denn dein Idealbild einer starken und emanzipierten Frau am besten um?

Man hat auf der einen Seite Juju, die mit ihrer trotzigen und bisweilen leicht maskulinen Art rappt. Sie setzt die Waffen der Männer ein und schlägt zurück. Das finde ich genauso stark, wie beispielsweise Sookee, die Themen wie Gleichberechtigung anspricht und ihren feministischen Ansatz offenlegt. Ich würde beide auflegen.

Darf man dich als Feministin bezeichnen?

Ich glaube schon, obwohl ich niemand bin, der auf Instagram wahnsinnig viel Empowerment spreadet. Aber in der Szene mache ich recht viel. Beispielsweise im Podcast «Deine Homegirls», den ich mit Helen Fares zusammen mache. Dort sprechen wir auch die Probleme von Frauen in der Rap-Szene an. Aus diesem Blickwinkel bin ich eine Feministin, nicht aber während meinen DJ-Auftritten. Was ich dort auflege ist nicht immer politisch korrekt.

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Du bist 2016 auch Tour-DJ von Frauenarzt gewesen: Findest du seine Musik nicht problematisch?

Als ich Frauenarzt kennengelernt habe, war ich kein grosser Fan seiner Musik – aber ich war Fan seiner Person. Er ist ein ultrakorrekter Typ mit einem riesigen Musikwissen und immer professionell. Ich stehe nicht hinter seinen Texten, aber hinter seiner Person. Dazu muss ich sagen: Das Album, welches wir spielen, ist lange nicht so sexistisch, wie seine früheren Texte. Ich kann es deshalb für mich akzeptieren. Natürlich verstehe ich es, wenn man Frauenarzt’ Auftritt schwierig findet.

Ein Beispiel für Frauenarzts frühere Texte

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