Deutschland macht es vor: Bei unserem nördlichen Nachbar dominiert Deutschrap die Clubs, die Pausenplätze, die Charts, die TV-Sendungen und mehr und mehr auch die Boulevard-Welt. Deutsche Rapper sind Stars und schaffen es, ganze Generationen zu prägen. Zu erklären ist dieser Boom unter Anderem mit der Sensibilisierung, die über die vergangenen 25 Jahre stattgefunden hat. Wurde Deutschrap anfangs belächelt und als billiger Ami-Abklatsch abgetan, hat er heute eine eigene Identität, eine eigene Geschichte und wird vom Land in die Stadt, von der Strasse bis in die Luxusclubs gelebt und gefeiert.In der Schweiz befinden wir uns ebenso in einer Sensibilisierungsphase. Vor fünfzehn Jahren löste das Wort «Mundartrapper» noch das Bild eines Sennen-Hemd-tragenden Bauernjungen mit flotten Schnitzelbankreimen aus. Dieses Stigma konnte durchbrochen werden. Einerseits durch Rapperinnen und Rapper, oftmals Secondos, die die Schweizer Sprache cool wiedergeben können und so Zugang für jüngere Generationen schufen, aber auch durch Sprechgesangsartisten, die Schweizerdeutsch in Mani-Matter-Manier verwendeten, um radiotaugliche Geschichten zu erzählen.
Mundartrap geniesst Akzeptanz, hat den Durchbruch aber noch nicht geschafft. Um diesen zu realisieren, braucht es mehr Movements à la SOS, mehr Characters à la Xen oder Mimiks und mehr Hits wie «079». Aber vor allem muss die Community vorangehen – wenn wir bereit sind, uns an verschiedene Dialekte zu gewöhnen, zu Mundartrap im Club abzugehen und zeigen, dass wir stolz sind, Rap in Schwiizerdütsch zu pumpen, könnte schon bald auch hierzulande das passieren, was vor einigen Jahren in Deutschland Realität wurde.
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