Wer das bildstarke Musikvideo verstehen will, der sollte sich das Interview von Stress ansehen. Mit seiner Therapeutin reflektiert er seine letzten zwei Jahre, seinen Charakter und seine Ziele. Dabei präsentiert sich der Rapper wiederholt brutal ehrlich. Mit Aussagen wie «Die Musik war für mich schon immer ein Ding, um überleben zu können, weil es das Einzige ist, was ich im Leben hatte, in dem ich mein eigenes Glück schaffen kann […] Damit ich was habe, um nicht auf die Idee zu kommen, mir eine Kugel in den Kopf zu jagen.» Mit diesem Statement wird klar, wie tief das Loch gewesen sein muss, in welches er nach dem Release seines letzten Albums «Stress» gefallen ist.
Stress erzählt, dass er sich deswegen Hilfe in einer Therapie gesucht hat. «Ich bin hergekommen, damit ich Antworten konstruieren kann, Antworten finden kann. Zwei Jahre lang hab’ ich in einer Welt verbracht, in der es keine Möglichkeit gab, in der du dir was vormachen kannst.» Stress sei deswegen ehrlicher geworden, er möchte keine Rolle mehr spielen und mit einem unauthentischen Lebensstil weiterleben. Sein Ziel definiert er klar: «Ich muss mich wieder ansehen können, muss wieder in den Spiegel gucken und sagen können ‘ja, da will ich hin’, ohne mich zu fragen ‘Wer ist dieser Idiot?’» Auch wenn es ihm wehtat, musst er die Therapie durchziehen – «Schmerz, damit der Schmerz nachlässt», nennt er seine Behandlung.
Das will Stress auch in seinem Video verdeutlichen. Er rechnet mit seinem früheren Ich ab – er jagt sich sogar eine Kugel in den Kopf, lässt seine Leiche verbrennen. Zusammen mit der aufstrebenden Sängerin Naomi Lareine liefert er eine ehrliche Ballade als Teaser für sein kommendes Album. Im Interview mit der 20 Minuten gibt der Rapper an, dass er in den letzten Monaten Tag für Tag an Texten gesessen ist. Scheint, als könnten wir ein tiefgründigeres Album erwarten. Diesen Eindruck hat er auch mit seiner letzten Doppel-Single «Effacer/Nuage de Fumée» hinterlassen. Ein genaues Release-Date will er aber noch nicht nennen.