Lila Martini absolviert den Bachelor of Rap
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October
2020

lilaTV - Die Rap-Miniserie

Lila Martini absolviert den Bachelor of Rap

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October
2020

lilaTV - Die Rap-Miniserie

Lila Martini absolviert den Bachelor of Rap

Yosina Koster
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Lila Martini absolviert den Bachelor of Rap
Quelle:
YouTube | lilaTV - Folge 1
Lila Martini hat mit ihrer Miniserie «lilaTV» gezeigt, dass sie HipHop verstanden hat, so richtig. Mit der Premiere ihrer Bachelorarbeit schafft sie eine Plattform, die Rapper*innen und Rap-Fans auch in schwierigen Themen connected. Es entsteht ein Austausch der so wertvoll ist für die CH-HipHop-Kultur, dass es Zeit ist für eine neue Bestandsaufnahme. Und diesmal habe ich nicht mal etwas zu «motzen».

Sonntagabend, kult.kino Basel. Vor dem Eingang tummeln sich verschiedene Grüppchen junger Menschen. Ich habe meine Brille vergessen und doch ist es unübersehbar, dass hier die aktuellste Generation an jungen, hippen Kunstliebhaber*innen zusammenkommt. Mittendrin, die schillernde Lila Martini, die sagt, dass sie nervös ist, was ihr aber keine Sekunde anzumerken ist. Souverän und humorvoll empfängt sie ihre Gäste und stellt ihre Filmserie vor.

Drei Folgen, vier Rapperinnen*, ein Must-See

«lilaTV» ist eine Miniserie, die Lila Martini im Rahmen ihrer Bachelorarbeit produziert hat. Es soll um Frauen in der Rap-Szene, insbesondere in Basel, gehen. Auf dem Weg zum Kino hat sie mir verraten, dass es nicht darum gehen soll, den Fokus auf das Negative zu legen, sondern dass sie sich wünscht, einen Austausch zu schaffen.

Die Miniserie besteht aus drei Teilen, in denen jeweils einem Thema auf den Grund gegangen wird. Dazu spricht Lila Martini mit drei Grössen der CH-Rap-Szene - KimBo, La Nefera und Miss C-Line. Ebenfalls dabei und ebenfalls grossartig, wenn auch eher im Deutschrap anzusiedeln, ist die in Basel lebende Rapperin Terror Tanga. Mit diesen vier Rapperinnen* spricht Lila Martini über Erfahrungen als Frau* in der Rap-Szene, Vorurteile, Zukunftsvisionen und natürlich über die Musik.
Neben den spannenden Gesprächen zeigt Lila Martini ganz nebenbei, dass sie ihr Handwerk, die Medienvermittlung, perfekt beherrscht. Witzig, interessant und genau im Zeitgeist präsentiert sie Inhalte mit Substanz im trashigen Retro-Look - ein Must-see in der CH-HipHop-Kulturlandschaft.

Seitenhieb gegen das LYRICS Magazin

Etwas heiss um die Ohren wird es mir an der Stelle, an der KimBo zum Seitenhieb gegen «ein Medium, das von sich behauptet, das Medium für die Schweizer Rap-Kultur zu sein» ausholt. Es ist sofort klar: Es geht um das LYRICS Magazin. KimBo kritisiert, dass wir als Magazin zu wenig dafür tun, um Frauen* im Rap zu unterstützen und dass wir zu wenig über den Tellerrand schauen, um Künstler*innen abseits der üblichen Bubble zu pushen. Dass das LYRICS Magazin tatsächlich einiges aufzuarbeiten hat, hat Alice Galizia schon im März 2019 in einem Artikel der woz, in dem auch KimBo zu Wort kommt, sehr passend beschrieben. Genau diese Kritik habe ich in meinem ersten Sexismus-Artikel aufgegriffen -  in der Hoffnung, dass sich etwas ändert. Bis dem so ist, lasst uns zusammen den fantastischen Track zum Frauen*streik 2019 geniessen, auf dem auch KimBo zu hören ist.

Das Projekt ist gelungen

Genau deshalb habe ich nach dem Film meinen Mut zusammengenommen und KimBo genau darauf angesprochen. Dazu gehörte natürlich, zuzugeben, dass KimBos Kritik im Film absolut berechtigt ist. Was folgte, dürfte genau dieser Austausch gewesen sein, den sich Lila Martini durch lilaTV zum Ziel gesetzt hat. Es wurde geredet, gelacht, diskutiert, Ideen gesammelt. Ich habe erfahren, dass KimBo in Zusammenarbeit mit dem mobilen Tonstudio hitproducer.ch unter anderem Workshops anbietet, die spezifisch Mädchen und junge Frauen darin unterstützen sollen, Fuss in der Welt des Producings zu schaffen. Es ist Lila Martini mit ihrer Miniserie tatsächlich gelungen eine Plattform zu schaffen, auf der ein Austausch der Ideen stattfindet und welche die HipHop-Kultur wachsen und blühen lässt. Chapeau.

Gute Nachrichten aus der CH-Rapszene

Der Event hat mich auch dazu motiviert, eine kleine Bestandsaufnahme in Sachen Frauen* in der CH-Rap-Szene zu machen. So hat KT Gorique mit ihrem «Biggest Female Allstars Cypher No2» wieder einmal einen grossen Coup gelandet - acht Minuten, 21 MCs aus neun Ländern - auch diese Fortsetzung des Cyphers ist absolut hörenswert. Teilnehmerinnen aus der Schweiz sind neben KT Gorique selbst D.A.Y. aus Genf, VVS Panther aus Lausanne und La Nefera aus Basel. Und - wie soll ich sagen - sie haben rasiert.

Ausserdem interessant: DJane Yung Porno Büsi, die in DAIFs Projekten nicht nur auflegt und Adlibs macht, sondern auch noch grossartige Videos produziert, hat vor einiger Zeit unter dem Namen CAPSLOCK SUPERSTAR mit Teilen des Kollektivs dieyungenhuren.hiv , genauer mit Jessica Jurassica, DAIF, und DJ Katheter, zwei Eurodance-Tracks releast. Es geht also nicht konkret um Rap, jedoch ist es immer wieder spannend, wie divers und kreativ sich die Schweizer Musikszene entfalten kann.

Apropos Jessica Jurassica - eine absolute Leseempfehlung geht raus an ihr Interview mit dem Berner DJane-Duo Illegyalz. Im Gespräch geht es darum, wie schwierig es ist, gerade als feministische Frau* HipHop, Trap, Dancehall, Afrohouse und Baile Funk aufzulegen, und warum es eben genau doch wichtig ist.

Erfreuliches gibt es auch aus dem Virus Bounce-Studio zu berichten. Der Moderator Pablo Vögtli hat in der Sendung vom 17. September den Aarauer Rapper Les direkt auf eine sexistische Line angesprochen. Erfrischend daran war, dass sich Pablo nicht mit faulen Ausreden zufrieden gab und den Rapper direkt in die Verantwortung zog. Damit machte Pablo einen wichtigen Schritt in die Richtung, in der sich gerade männliche Künstler untereinander nicht mehr alles durchgehen lassen und sich gegenseitig in die Pflicht nehmen. Die Situation dürfte wohl für alle Beteiligten ziemlich unangenehm gewesen sein, aber genau diese Momente braucht es, um vorwärts zu kommen Weiter so, Jungs.

Ein weiteres Highlight dieser Woche ist das neueste Projekt von Helvetiarockt. Die Vernetzungsplattform ist diese Woche mit der Plattform Music Directory online gegangen. Wer sich als Frau, inter, non-binärer oder trans Mensch in der Musikbranche tätig ist oder sich dafür interessiert, kann sich seit gestern auf der Plattform registrieren, ein Profil erstellen, nach Projekten suchen oder selbst Projekte starten, Hilfe suchen, Hilfe anbieten, sich vernetzen.

www.musicdirectory.ch

Es ist Lila Martini also gelungen, eine Plattform zu schaffen, die die CH-HipHop-Kultur weiter wachsen lässt, insbesondere für Rapperinnen*. Auch sonst gibt es viele Projekte und Akteurinnen*, die unermüdlich richtig gute Arbeit leisten und sich für die Szene einsetzen. Darüber zu berichten und sich dazu auszutauschen macht definitiv mehr Spass als sich am Negativen aufzuhängen - an diesem Punkt hat Lila Martini definitiv Recht. Wir sind also gespannt, in welche Richtung sich die CH-Rap-Szene weiterentwickeln wird.

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