Landro über «Lonely Hearts Club Band», Idole und Selbstfindung
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December
2019

«Mein Sound ist DIY, authentisch, vorwärtsdenkend»

Landro über «Lonely Hearts Club Band», Idole und Selbstfindung

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December
2019

«Mein Sound ist DIY, authentisch, vorwärtsdenkend»

Landro über «Lonely Hearts Club Band», Idole und Selbstfindung

Damian Steffen
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Landro über «Lonely Hearts Club Band», Idole und Selbstfindung
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Er ist ein Goldrapper – dieser Fact entspricht allerdings nicht seinem Bekanntheitsgrad. Viele kennen ihn nicht, viele haben ihn nach dem Erfolg von «Holunderblüetesirup» in die Rap-Schublade gesteckt. «Lonely Hearts Club Band», seine neue EP, zeigt aber, dass Landro mehr ist als ein austauschbarer Plastik-Pop-Verschnitt.

«Outta Space», «Painkiller 20» oder «Rockbands»: Wer durch die Titel seiner neuen EP scrollt, merkt schnell, in welche Kerbe Landro schlagen will. Man assoziiert Newschool, verdrogtes Teenager-Drama und Turn-Up-Sound. Damit wird man allerdings Landros Vision nicht ganz gerecht. Dreckige Trap-Banger und double cups gibt es auf der EP keine. Auf «Lonely Hearts Club Band» gibt sich der aufstrebende Rapper eher sensibel, melodisch, sanft und zuweilen poppig.

Landro ist gerade einmal 23 Jahre alt, denkt aber bereits ambitioniert – und wirkt gar nicht wie ein junger ungestümer Rap-Newcomer. Im Interview bespricht er, welche Einflüsse er verarbeitet, wo die Reise hinführen soll und warum er keine Konkurrenzgedanken kennen will.

Für alle, die dich nicht kennen: Wie beschreibst du deinen Sound?

Mein Sound ist DIY. Mein Sound ist authentisch. Mein Sound ist vorwärts denkend.

Warum gibt’s dieses Mal etwas weniger «feel good»-Rap wie bei «Holunderblüetesirup»?

Ich denke es ist ganz normal, dass man sich als Künstler weiterentwickelt. Das war der allererste Song, den ich je released habe. Ich rechnete natürlich niemals damit, dass der so durch die Decke geht. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich danach immer nur über diesen Song definiert werden würde. Für mich war es immer klar, dass ich noch ganz viele Dinge ausprobieren will und mein Sound nicht dort stehen bleibt.

Mit «Holunderblüetesirup» hat Landro 2017 das erste grosse Ausrufezeichen gesetzt.

Was ist im vergangenen Jahr passiert, dass du deine Einflüsse derart geswitched hast?

Ich kann das nicht grundsätzlich an etwas Spezifischem festmachen. Ich wollte künstlerisch einfach einen Schritt nach vorne machen und neue Facetten in meine Musik bringen. Ich habe mit der «Havanna EP» und meinem Debutalbum «Nostalgia» soundtechnisch und inhaltlich ein Kapitel abgeschlossen. Für mich war klar, dass jetzt etwas Neues kommen muss.

Die neue EP klingt moderner als dein erstes Projekt: Wo liegen deine Inspirationsquellen?

Mein Sound soll grundsätzlich immer modern sein. Im besten Fall sogar vorwärtsdenkend, weil ich nichts machen will, das es schon gibt. Das war schon bei der ersten EP so und hat sich nicht verändert. Ich denke auch diese war für die Zeit sehr modern. Aber man hört meine Rap-Einflüsse jetzt sicherlich noch deutlich besser als früher. Sonst höre ich auch sehr viel Rock, Indie und alternative Musik.

Rausch, unglückliche Beziehungen, Teenager-Drama: Die Themenauswahl kann man schnell als generisch abstempeln. Was unterscheidet sich von der Konkurrenz auf dem Musikmarkt?

Ich halte meine Themen für kein Prozent generischer als die meiner «Konkurrenz». Im Gegenteil: Ich traue mich auch, Emotionen und Schwächen zu zeigen, was im Rap immer noch nicht selbstverständlich ist. Ich suche mir auch nicht irgendwelche Themen, einfach weil ich noch einen Text brauche, sondern drücke mich so aus, wie ich mich fühle. Das macht die Musik authentisch und überträgt sich im besten Fall auch auf die Hörer. An dieser Stelle möchte ich auch noch anmerken, dass ich den Begriff «Konkurrenz» nicht optimal finde. Ich sehe andere Rapper und Musiker nicht als Konkurrenten, sondern freue mich über alles, was in der Schweizer Musikszene passiert. Ich denke, wenn wir noch mehr zusammenarbeiten und einander supporten würden, könnten wir noch viel weiter kommen.  

Im CH-Rap-Vergleich hast du für dein Standing in der Szene überdurchschnittlich gute Streaming-Zahlen: Was denkst du, woher kommt der Erfolg?

Wenn du das so fragst, stellt sich bei mir einfach die Frage, wie man ein Standing denn bestimmt. Von mir aus gesehen können das drei Dinge sein: Medien, andere Künstler und Fans. Auch das LYRICS Magazin hat eine grosse Verantwortung, was das angeht. Ihr prägt so ein Standing entscheidend mit. Und hier rede ich überhaupt nicht nur von mir, sondern von jedem einzelnen in der Szene. Ihr könnt dazu beitragen, dass jemand, den noch niemand kennt, einen Hype bekommt. Aber genau so kann jemand, der immer gute und erfolgreiche Arbeit abliefert, underrated werden. Über wen berichtet wird und über wen nicht, beeinflusst das Standing. Was andere Künstler über mein Standing denken, kann ich nur spekulieren. Ich habe aber viel Kontakt und kreativen Austausch mit anderen Rappern und mache mir da eigentlich keine Sorgen. Und zuletzt die Fans: Man kann sich natürlich einfach die Instagram-Follower ansehen und dann ein Standing-Ranking machen. Ich sehe mich aber als Künstler und nicht als Influencer und finde das zu einfach. Viele der Leute, die mich hören, folgen mir beispielsweise auf Spotify und kommen so immer an die neusten Songs. Zudem hören meine Musik nicht nur klassische Rap-Hörer, sondern auch Personen, die sonst mehrheitlich andere Genres hören.

Wenn Geld keine Rolle spielen würde, mit wem würdest du featuren?

Frank Ocean, Tame Impala, Kanye West und Kendrick Lamar. Auf einem fucking Track.

In deinem Pressetext steht, dass du auf der Suche nach dir selbst bist. Hast du bereits eine längerfristige Vision oder schlängelst du dich von Projekt zu Projekt bis zu deinem perfekten Soundbild und vertraust deiner Intuition?

Ich denke, das ist nicht nur auf die Musik, sondern auch auf die Persönlichkeit bezogen. Ich weiss natürlich, wer ich bin. Aber man entwickelt sich immer weiter und sucht, gerade wenn man jung ist, irgendwie nach seinem Platz in dieser Welt. Und ich finde das ehrlich gesagt auch völlig okay und sogar spannend. Mein Sound wird sich wahrscheinlich immer ein wenig verändern. Das muss aber nicht heissen, dass er sich um 180-Grad dreht. Ich finde es einfach langweilig, zwei Mal dasselbe zu machen und habe noch ganz viele Ideen, die ich umsetzen möchte. Ich habe eigentlich immer eine Vision – aber ein wenig Intuition schadet auch nie.

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Ich hoffe, bis dahin noch viel Musik veröffentlicht zu haben und andere damit inspirieren und auf ihrem Weg begleiten zu können. Das ist alles was ich je mit meiner Musik erreichen wollte.

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