Label-Politics: Diese CH-Rapper sind Major
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2019

Label-Politics: Diese CH-Rapper sind Major

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2019

Label-Politics: Diese CH-Rapper sind Major

Damian Steffen
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Label-Politics: Diese CH-Rapper sind Major
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Mit einem Major-Deal lösen sich viele Probleme: Der finanzielle Druck verringert sich, aus dem Hobby wird Beruf, der Kopf wird freier. Auch Schweizer Rapper nehmen die Unterstützung der Majors gerne an. Weil sich Rap-Fans oftmals nicht um die Vertragspflichten ihrer Lieblingsrapper scheren, listen wir auf, welche Rapper sich an die grossen Labels gebunden haben.

Wer bei einem Major-Label ist, der hat’s geschafft. Menschen, auch ausserhalb der eigenen treuen Fanbase, erkennen das Potenzial in einer Künstlerin, einem Künstler. So denken viele Menschen über die als Major titulierten Labels Universal, Sony und Warner. Als Musiker wird profitiert von vorgefertigten und durch Erfolg bewährten Marketingstrukturen und hat plötzlich die finanziellen Mittel, um endlich das Album seiner Träume zu erschaffen – ohne Abstriche, ohne Budgetdruck. Dass mit einem Major-Deal eine riesige Qualitätssteigerung einhergehen kann, konnte man bereits oft in der Vergangenheit beobachten: Nachdem Haftbefehl beispielsweise 2013 bei Universal unterzeichnet hatte, überraschte er mit seinem Magnum Opus «Russisch Roulette». Noch nie konnte der Azzlack sein Können auf Albumlänge in dieser Konstanz ausschöpfen. Für das Album erhielt der Offenbacher damals sogar die Höchstwertung von sechs Kronen in der Juice.

Wie sieht es in der Schweiz aus?

Die Major-Labels Sony, Universal und Warner sind auch in der Schweiz aktiv. In letzter Zeit wird vermehrt auf Acts im HipHop-Segment fokussiert. Schliesslich ist in diesem Genre zurzeit das grösste Wachstum zu verzeichnen. Deshalb wird auch hierzulande merklich, welche Auswirkungen ein Major-Vertrag haben kann: Mimiks kommt mit einem acht Minuten langen Onetake-Video um die Ecke, Pronto gönnt sich (Kreativ-)Urlaub in den Staaten und die Covers der Spotify-Playlisten sind quasi schon reseviert für die Artists.In einer Szene, in welcher Realness und Authentizität von vielen über alles gestellt wird, wird ein solcher Verkauf seiner Identität allerdings oft als Sell-Out abgetan. Wo die Vor- und Nachteile von Major-Labels liegen, haben wir bereits in unserem Format «Controverse»eingehend diskutiert. Hier geht's zum Artikel.Hier ist eine kleine Übersicht von Rapperinnen und Rappern, welche sich auf dem Schweizer Markt gut verkaufen und sich dadurch einen Deal einheimsen konnten. Bei vielen sind die Spuren der Labels deutlich sichtbar. Sei es in der Produktion, den Marketing-Strategien oder den Verkaufszahlen.

Pronto

Der Solothurner wird gerade zu dem Aushängeschild von Schweizer Urban-Musik. Dieses Gefühl vermittelt zumindest sein Label Universal. Wie hoch der Stellenwert bei Universal ist, wird beim Blick auf die Homepage seines Labels bewusst: Dort erwartet dich nämlich gleich als allererster Eindruck ein Pronto, wie er jointrauchend und mittelfingerzeigend posiert.

Murphy

Bei Universal haben die Talent-Scouts auch das Potenzial von Murphys Trap-Dancehall-Style erkannt. Sein erstes Projekt über das Major-Label, die «Sucero»-EP, ist im Mai erschienen.

davey6000

Für seine ersten Soloschritte hat sich davey6000 gleich einen Sony-Vertrag gesichert. Hochglanz-Videos, Zusammenarbeit mit dem deutschen Gold-Produzenten Abaz und Werbeschaltungen auf Spotify werden dank Vorschuss bezahlbar.

Mimiks

041 scheint Sony zu liegen. Auch Mimiks wird sein kommendes Album über den Major releasen. Dass Mimiks sich auch 2019 noch nicht von Labels verbiegen lassen will, kündigt er via Instagram an: Das Team sei immer noch dasselbe wie damals. Auch im Insta-Talk mit LYRICS Magazin spricht er über die Vorzüge einer ausgefeilten Label-Struktur. Schau dir hier das Video-Interview an.

Marash

Die Zusammenarbeit mit Sony verfolgt Marash auch nach der Auflösung der 041-Kombo Marash & Dave. Mit dem Ziel vom Balkan-Durchbruch veröffentlichte der Rapper seine letzte Single «Bareshat» über Sony.

Stress

Bei Stress läuft die Vermarktungs-Maschinerie. Obwohl es musikalisch gesehen, bis auf einige Singles, seit 2014 ruhiger um Stress geworden ist, ist der Rapper in den Schweizer Medien omnipräsent. TV-, Radio-Auftritte, Sponsorings für Coca Cola oder Volkswagen sind dank guter Vermarktungsstrategien keine Seltenheit. Es wird wohl auch im Interesse seines Labels sein, ihre Künstler an die Grossunternehmen zu vermitteln. Stress steht bei Universal Music unter Vertrag.

Xen

Xen beherrscht das Rapgame wie kaum ein Anderer in der Schweiz. Bereits 2017 als independent Künstler droppte er den PS-Sampler mit Fanbox.  Nun mit Major-Infrastruktur im Rücken kommt am 20. September die Box zum Album «Lieblingsrapper». Diese soll neben einer Jewelcase CD auch eine Trainingsjacke und weitere Goodies enthalten.

Manillio

Seit 2016 releast Manillio über Universal. Im Interview zu seinem Album «Kryptonit» zielte er mit dem neuen Deal in der Tasche auf Grosses ab. Damals schrieben wir in der Coverstory: «Manillios drittes Soloalbum, mit welchem ein neues Kapitel in seiner Karriere geschrieben werden soll und der Major-Deal mit Universal sind ein Indiz dafür: Es wird der Versuch gestartet, Grenzen zu testen und herauszufinden, wo entlang sich diese für ihn als Künstler im Musikbusiness ziehen. Ist das Mögliche bereits erreicht? Oder kann er mit diesem Album in neue Sphären vordringen?» Die neuen Möglichkeiten wurden genutzt. «Kryptonit» erreichte Gold-Status und ist, nicht zuletzt dank seinem Mass-Appeal, durchgehend positiv rezipiert worden.

Stereo Luchs

Ein ähnliches Phänomen zeigt sich auch bei Stereo Luchs: Während seine Karriere langsam vor sich hin stagnierte, explodierte sie 2017 mit «Lince». Mittlerweile hängt auch bei Stereo Luchs zuhause eine Goldene. Released wird seit 2017 unter Universal Music.

Monet192

CH-Raps einziges Signing bei Warner Music. Das Label ist offenbar nur am Rande an Schweizer Acts interessiert. Ihr Artist Roster zielt auf grössere Märkte ab. Mit US-Stars wie Kodak Black oder Jay Z wird der Weltmarkt in Angriff genommen, mit Deutschrap-Grössen wie Bausa oder eben Monet192, der auf Hochdeutsch textet, winkt der Absatz in europäischen Ländern.

DawillSeit neuestem ist auch der S.O.S.-Member Dawill unter Vertrag bei Sony. Was im ersten Moment überraschend klingen mag - schliesslich hat er sich doch immer gegen den Kommerz gestellt - hat er bereits auf «Digital Politics» angedeutet: «Sony adr Tür, sie wei Rächte für die Hits. Gibe eine, drü, när mau luege was passiert. 'Was passiert?', frage sie. Wieso wieso machi de Switch. I muesses angersch handle, susch entwickli mi ja nid.» Die erste Single über das neue Label ist für kommenden Freitag angekündigt.Hier geht's zum Interview mit Dawill über die Klick-Kauf-Debatte und den Kommerz im HipHop.

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