Kritik, Lob und Anekdoten: Sieben Stimmen zu fünf Jahren LYRICS Magazin
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2020

LYRICS turns five!

Kritik, Lob und Anekdoten: Sieben Stimmen zu fünf Jahren LYRICS Magazin

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2020

LYRICS turns five!

Kritik, Lob und Anekdoten: Sieben Stimmen zu fünf Jahren LYRICS Magazin

Kritik, Lob und Anekdoten: Sieben Stimmen zu fünf Jahren LYRICS Magazin
Quelle:
In den ersten fünf Jahren, die es unser Magazin nun bereits gibt, sind wir mit den verschiedensten Personen in Kontakt gekommen: darunter Rapper, Manager aller Art, Journalisten, Szenekenner und weitere schillernde Persönlichkeiten einer ganzen Szene. Zahlreiche Diskussionen, Streitgespräche und Verhandlungen später feiert das LYRICS Magazin Jubiläum. Wir haben Stimmen aus der Szene aber auch hauseigene Statements zu fünf Jahren LYRICS eingesammelt.

[1] Jérôme Humm

Mit-Organisator des grössten Schweizer Indoor-HipHop-Festivals «Rap City»

Das LYRICS Magazin hat einiges zur aktuellen CH-Rap-Szene beigetragen. Viele Newcomer haben eine Plattform bekommen, Künstler haben ein Sprachrohr erhalten und Rap-Fans wurden mit Informationen und freshen Beiträgen versorgt.
Sehr schade ist, dass es kein gedrucktes Magazin mehr gibt. Das wird sonst wahrscheinlich so schnell niemand mehr machen. Darüber hinaus wünsche ich mir für die nächsten fünf Jahre noch mehr innovative Beiträge und gewagte Artikel von euch.

Ansonsten: Ein grosses Danke an Elia, Emanuel und das ganze LYRICS Team dafür, dass ihr an Schweizer Urban Music glaubt und diese pusht.

Jérôme Humm

[2] Pablo Vögtli

Host der SRF Virus Bounce Cypher


Ein paar Gedanken zum LYRICS Magazin, Kuss-Emoji: Es kann nicht genug Rap-Media-Outlets geben. Das LYRICS Mag (im folgenden «ihr» genannt) schliesst - gerade in Anbetracht der gestiegenen Popularität von CH-Rap
eine grosse Lücke mit seinem breiten Auftritt in Print und Web. Die Schweizer Rap-Szene ist voluminöser denn je und ein Magazin, das sich auf die Fahne schreibt, sich primär um inländischen Content zu kümmern, braucht es dringend. Die Plattform, die Schweizer KünstlerInnen geboten wird, ist für eine lebendige Szene zwingend notwendig. Ich würde also das LYRICS Magazin auch verfolgen, wenn ich kein Wort mehr als die Cypher-Artikel lesen würde. Es lohnt sich aber: Immer wieder ergötze ich mich an gut geschriebenen Reviews und Artikeln. Support your local media outlets <3.

Folgend ein paar Punkte, die meine Liebe euch gegenüber unterstreichen:

- Auch wenn ihr mich öfter als die Swisscom daran erinnern müsst, meine Rechnung zu begleichen, habt ihr mir noch nie das Abo gesperrt. <3  

- Eure Top-50-Liste ist fucking unterhaltsam.

- Ich sehe keinen Rap-Event in der Schweiz, an dem ihr nicht präsent seid. Engagement des Grauens, Applaus-Emoji. Eindrücklich ist auch die augenscheinliche Wachstumsrate eurer Redaktion.

- Zwischen Bounce und euch herrschte nie ein Konkurrenzgedanke. Wir haben uns immer bestens verstanden. Nur beim Quiz fliegen die Feelings :) (Revanche bald?)

Schön, gibt es euch - auf bald, Freunde! Gotta go, much love, ich bin dann mal im Cypher-Loch <3

Pablo [Quelle: Christopher Kuhn]

[3] Baldy Minder

Manager der Chlyklass

Als ich das erste LYRICS Magazin in den Händen hielt, hätte ich nie gedacht, dass es dieses nach fünf Jahren noch geben würde. Nicht weil ich dachte, die Jungs hätten keinen Durchhaltewillen, sondern weil ich der Meinung war, dass die Mundart-Rap-Szene einfach zu wenig hergibt, um fortwährend, und ohne wiederholend zu wirken, darüber berichten zu können. Ich habe mich offensichtlich getäuscht - und freue mich darüber. Die Szene ist lebendiger und vielfältiger denn je und sie verdient ein Medium, dass sich nur um sie kümmert.

Herzlichen Dank für euer Herzblut. CH-Rap profitiert stark von eurem Engagement!

Baldy Minder

[4] Luca Thoma

Unser Mann für die Kolumnen

«Ich weiss no wie alles agfange hät». Anders als Sulaya verprügelten wir damals keine Brillenträger, sondern sassen zu viert bei Bier und Früchtetee in Winti im Café «Cappuccino». Elia war damals noch keine zwanzig Jahre alt, Emanuel war glattrasiert und ohne Trademark-Bart und Sevi war schon damals so smart wie heute.

Emanuel und ich hatten über ein lockeres, informelles Gespräch den Eintritt ins Team geschafft und wir alle brannten nach Elias Maturaarbeit darauf, die zweite Ausgabe anzupacken. Schon damals schwirrten viele zukunftsprägende Ideen im Raum herum.
Emanuel beharrte darauf, dass wir eine Website brauchen, die etwas kann – und antizipierte damit den schleichenden Übergang von Print auf Online, den dieses Medium mittlerweile vollzogen hat. Elia hatte bereits damals den Kopf voller guter Ideen, sein späterer Schritt zum Selfmade-Businessman überraschte wohl niemanden, der ihn besser kennt. Und Sevi wusste schon genau, was sich sofort realisieren liess und was seine Zeit brauchte.

Was auf dieses Treffen folgte, waren für uns alle enorm wichtige Lehrjahre in der – sorry, Kalenderspruch – Schule des Lebens. Wir brachten uns alles selbst bei, lernten Musikjournalismus von der Pike auf und akzeptierten, dass man auf der Welt nicht nur Freunde haben kann.
Stück für Stück wuchs das Team um weitere Leute an, die für mich mehr als Berufskollegen und Berufskolleginnen geworden sind. Sie wurden zu Freunden, die ich schätzen und bewundern gelernt habe.
Das Engagement, das alle auf freiwilliger Basis und aus Liebe zu Musik und zur Szene an den Tag legen, ist sensationell. Wie aus talentierten Hörsaal-Hängern fähige Journalistinnen und Journalisten wurden, war wunderbar zu beobachten.
Gemeinsam haben wir das LYRICS Magazin von der Maturaarbeit zum Fanzine und schliesslich zu einem ernstzunehmenden, meinungsbildenden Medium mit Ecken und Kanten weiterentwickelt. Leider taten wir das über die Jahre ziemlich konkurrenzlos.
Wer also über den nächsten Loredana- oder «viralen Dancemove»-Artikel motzt, sollte sich vor Augen führen, dass wir für unsere Sparte die ganze Bandbreite zwischen «Blick», «Schweizer Illustrierte», «Tagesanzeiger» und «NZZ Feuilleton» abbilden müssen und möchten. Auch Scheisse kann Gold sein – und umgekehrt.

Für die nächsten fünf Jahre wünsche ich uns allen weiterhin viel Passion, einen langen Atem und - allem voran - noch mehr Mut zur Kritik. Die Szene kommt nicht vom Fleck, wenn sich Medienschaffende nicht trauen, auch mal wunde Punkte anzusprechen. Nur so können wir längerfristig mit den - leider auch 2019 noch allzu präsenten - HipHop-Stereotypen aufräumen. Nur so befeuern wir die richtigen Debatten und schaffen Raum für interessante Kunst.

In dem Sinne: gotta stay humble, gotta stay hässig. Happy birthday to us.

Luca Thoma

[5] Simon Leyh

Audience Development Manager, Sony Music Entertainment Switzerland GmbH

Das LYRICS Magazin wird 5 Jahre alt - crazy! Das ist genau so lange, wie ich jetzt in der Schweiz bin (Üff!). Seit ich hier bin, habe ich mit Rap zu tun und ich könnte mir die Schweizer Rapszene ohne LYRICS Magazin nicht vorstellen. Der Hype um unseren geliebten Sprechgesang stieg in den letzten Jahren in ungeahnte Höhen. Rapper gehen auf die 1, Rapper laufen im Radio, Rapper headlinen das Coachella. Das alles hat die Szene auch hierzulande verändert. Lo & Leduc zeigen, dass Rap (zumindest teilweise) auch in der Schweiz mainstreamfähig ist.
Und genau hier ist eine Institution wie LYRICS wichtiger denn je. HipHop ist nicht mehr einfach ein Jugendphänomen oder eine «Underground-Kultur». Rap ist Mainstream. Deshalb braucht es einen aufgeschlossenen, seriösen Journalismus, der sich mit HipHop befasst. Es braucht ein Medium, das sich in der Tiefe mit den Werten der HipHop-Kultur auseinandersetzt, diese versteht und zielgruppengerecht aufbereitet. Das machen die «klassischen» Medien in der Schweiz nach wie vor zu selten. So stecken junge Schweizer Rapper auch 2020 noch in einem Dilemma: Entweder sie müssen ihre Musik für die Zielgruppe der «klassischen» Medien adaptieren oder sie bekommen nicht genügend Reichweite.
Um das zu ändern braucht es Medien wie das LYRICS Magazin. #MakeRapGreatAgain

[6] Ibrahim Chebli

Jahrelanger A&R bei der FM Music Group, heute selbstständig

Das LYRICS Magazin hat bewirkt, dass die Schweizer HipHop-Szene eine neutrale Plattform bekommt und hat dadurch CH-Rap die Möglichkeit gegeben, sich kreativ in verschiedene Richtungen zu entfalten. LYRICS Magazin hat alles richtig gemacht.

[7] Moritz Wey

Treuer Journalist seit 2016

Als es Elia und Sevi 2015 mit ihrem neuen Printmagazin in den Jugendsender JOIZ schafften, realisierte ich, dass ich mit meiner CH-Rap-Verliebtheitsphase nicht alleine war. Der junge und hässige Mimiks gab einer ganzen Rap-Generation 2012 beim Strassenformat «Din 16er» zu spüren, dass da eine neue Welle auf uns zukommt. Eine Welle, die sich viel stärker mit der technischen Finesse internationaler Rapper messen und sich an ihrem Sound orientieren wollte.

Mit viel Neugier und Interesse an diesem weitergeführten Maturaprojekt und dem schweizweiten Aufsehen, das es mit sich riss, beobachtete ich während mehr als einem Jahr das Szene-Geschehen. Es benötigte diesen Blick auf ein Facebook-Inserat mit dem Appell, sich als Journalist zu bewerben, um mich schliesslich zu mobilisieren. Beim ersten Treffen im winzigen «Cappuccino» in Winti dauerte es nicht lange, um zu merken, dass die beiden mir gegenübersitzenden gerade-mal-Mündigen (Elia und Sevi) mit ihren grossen Visionen und ihrem noch grösseren Tatendrang etwas in mir zu kitzeln vermochten.

Beim LYRICS Magazin kann es schnell gehen und man ist mittendrin - mittendrin im Austausch, mittendrin im Team, mittendrin in der Verantwortung. So kam es schnell zu ersten Erfahrungen, die schon heute als Anekdoten durchgehen. Ein Beispiel wäre mein erstes Interview mit den damals (2016) noch im Kleinen stattfindenden Strassenpoeten Drü0Vier (heute Sektion Züri) in den als Studio eingerichteten Kellerräumen eines Altersheims. Obwohl sie lässig vor dem Eingang Fussball spielten und total nett waren, hatte ich einen flauen Magen, weil sie auf Facebook so unverbindlich und auffordernd meinten, ich solle einfach vorbei kommen, den Rest entscheide man dann vor Ort.
Oder, um ein anderes Beispiel zu nennen, als ich CBN bei meinem zweiten, knapp zweistündigen Interview mein Münz für sein letztes Bier auslieh. (Der schuldet mir übrigens noch was!) In Erinnerung ist mir auch der verkaterte und grummelige Bausa - wenige Tage nach seinem wegweisenden Hit «Was du Liebe nennst» - geblieben: Beim „Meet CH Rap“ im Keller des Exils durfte ich ihm CH-Rap-Songs vorspielen. Während ich mit dem Internet Traffic zu kämpfen hatte, sass er gelangweilt neben mir und schaufelte sich eine kalte Pizza in den Rachen. Die peinliche Buffering-Stille überwunden, brachte er weder Interesse noch besonders viele Worte hervor.

Als freiwilliger Journalist genoss ich während den Jahren einen Einblick in ein wachsendes und sich immer wieder neu orientierendes Medium mit vielen Nebenprojekten, hatte aber dennoch vor allem eine Aussenperspektive inne. Redaktionell galt es, auf die Veränderungen der vertrieblichen Musiklandschaft 2.0 zu reagieren. Während wir an den ersten Redaktionssitzungen entsprechend den angekündigten Releases beinahe alle Artikel zuteilen und einplanen konnten, stellte sich mit der Zeit eine Gewohnheitsflexibilität ein. So war oft bis eine Woche vor Redaktionsschluss gar nicht definitiv klar, ob der mögliche Cover-Rapper XY auch wirklich dann veröffentlichte. So konnten wir im eher gemächlichen Print-Prozess kaum mehr auf Überraschungsreleases reagieren.

Im Austausch mit Elia und E-Man verstand ich über die Jahre immer mehr, was es heisst, die Gesichter des Rap-Magazins mit dem Slogan «HipHop made in Switzerland» zu sein. Ich begriff, was es heisst, es nie allen Recht machen zu können, bei inhaltlichen Entscheidungen die «CH-Rap-Politik» berücksichtigen zu müssen, Augen, Ohren und Fokus überall gleichzeitig zu haben – um dann am Ende des Tages ohne nennenswertes Einkommen Aussenstehenden immer wieder erklären zu müssen, dass dieser Job wirklich 100% (mindestens!) Arbeit bedeutet und man nicht wie der Philipp von nebenan an der HSG studiert.
Für für ein junges DIY-Medium bedeute der eingeschlagene Weg: Keine theoretischen, sondern reelle Erfahrungen zu sammeln, Abläufe, Verhältnisse und Entscheidungsträger kennenzulernen, Erkenntnisse darauszuziehen, um schliesslich als Anfang Zwanzigjährige mit dem Gedanken, die Existenz der Herzensangelegenheit LYRICS Magazin existenziell abzusichern, Projekte im Event, Marketing- und Bildungsbereich auf die Beine zu stellen. Und das ist bestimmt mehr wert als so einige anerkannte Hochschulabschlüsse zusammen.

Aufgrund all dieser Punkte freut es mich umso mehr, dass es geklappt hat, dass die Arbeit Früchte trägt, der Schritt zum vollständigen Online-Magazin – Ist zwar auch schade, aber schlicht die Realität (die JUICE tat es uns mit der allerletzten Dezember-Ausgabe gleich) – gelungen ist, und dass das LYRICS Magazin noch heute - trotz der Öffnung hin zu Urban- und Social-Themen - für (junge) Rap-Schaffende und -Liebhabende relevant geblieben ist.

Ob das im Jahr 2025 noch so ist? Ich wage es nicht, daran zu zweifeln.

Moritz Wey
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