Von Mundart-Cloudrap zu Emo-Punk-Album
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January
2022

DAIF

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DAIF

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Luca Mosberger
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Instagram @daifdaifdaif
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DAIFs Verstilität kennt fast keine Grenzen. Für sein neustes Werk mit dem langen Titel «alles was mir hend wölle isch alles (und alles was mir becho hend isch chalt» hat sich der ehemalige Cloudrapper komplett neu erfunden.

Das vierte Studioalbum des Frauenfelders tanzt aus der Reihe, selbst für seine Verhältnisse. Auf dem experimentellen Album mixt er Emopunk mit einer Prise Hyperpop, HipHop und – wie bisher gehabt – ertränkt seine Stimme in einer leicht überbordenden Menge an Autotune. Die Attitüde für diesen irren Soundmix fand DAIF im Hyperpop: «Die Anything-goes-Attitüde von vielen Hyperpop-Artists hat mir gezeigt, dass man ja easy einfach mischen kann, was Spass macht.» Die Ästhetik und visuelle Umsetzung des Albums ist dabei wie schon in seiner früheren Diskographie trashy und kitschig. DAIF ist aber weitaus mehr als nur eine schräge Kunstfigur wie ein Money Boy, dessen ganzes Image auf einer Parodie basiert. Dies mag zwar vielleicht auf den ersten Blick so wirken, doch seine Kunst setzt sich unbeschönigt mit  Themen wie mentaler Gesundheit auseinander und ist gleichzeitig hochpolitisch.

Der als Cloudrapper bekannt gewordene Künstler nahm sein Album im Schlafzimmer mit jeder Menge im Brockenhaus erworbenen Instrumenten, unter anderem einer «Hello Kitty»-Gitarre, auf. Dass der daraus entstandene unkonventionelle Soundmix des Frauenfelders komplett aus der Reihe tanzt, hat nicht nur mit der Instrumentenwahl, sondern auch mit DAIFs starker Anti-Haltung zu tun. Alles an ihm ist Anti: Sein Soundbild, seine Texte, die visuelle Umsetzung, seine Frisur und sein Label die yungen huren dot hiv. Alles geht, Hauptsache nicht angepasst. Der Künstler wünscht sich mehr Experimentierfreudigkeit und genreübergreifende Mashups in der Schweiz. Der Konservatismus ist nicht nur in der Politik, sondern auch in der Musik sein erklärter Erzfeind.

Während des ersten Lockdowns hatte der Künstler besonders stark mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen. Diese Gefühle und seine Wut auf das bürgerliche Establishment verarbeitete er in ein Stück Musik, wie nur er es machen könnte. Mit «alles was mir hend wölle isch alles (und alles was mir becho hend isch chalt» schuf DAIF ein emotional geladenes, experimentelles, anarchistisches Emo-Punk-Trap-Album und alles in allem ein abgefahrenes Hörerlebnis. Die Songs sind kitschig, laut und vor allem traurig. Die immer wieder sehr hohe Lautstärke des neuen Projekts wirken dabei ähnlich wie ein Triumphschrei oder einen Befreiungsschlag von all seinen Ängsten. Ebenfalls ist die Musik ein Befreiungsschlag gegen jeglichen gesellschaftlichen Angepasstheitszwang, dem er je ausgesetzt war. «(…) als Teen hab ich mich nicht wirklich an diesen Pink-Emo-Look getraut (we live in a society oder), aber habe ihn immer geliebt. Und jetzt bin ich ein bisschen komfortabler mit mir selbst und gönne mir die Ästhetik.»

Songtitel in der Tracklist wie «ficked eu alli», «wieso sind ihr all so glücklich» und «chum mir sprayed üsi näme ad europaallee» fassen relativ gut zusammen, mit welcher Einstellung der Künstler an dieses Werk heranging. Der ungeschönte Blick in die auf den Kopf gestellte Gefühlswelt des Künstlers geht einem näher, als man es vielleicht im ersten Moment erwarten würde. Mit seinem gewöhnungsbedürftigen Stück Musik erhofft sich DAIF nicht nur andere Schweizer Musiker für mehr Experimente zu öffnen, sondern auch Menschen mit Ängsten und Depressionen zu helfen. Dass über solche Themen offen gesprochen werden kann, ist ihm sehr wichtig.

Ebenfalls sehr offen spricht der Künstler über seinen Umgang mit Drogen. Unsere Diskussion mit ihm über bewusstseinserweiternde Substanzen findest du hier.

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