Bald erscheint das erste Buch über Mundart-Rap
Thursday
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August
2022

Interview mit dem Autor

Bald erscheint das erste Buch über Mundart-Rap

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August
2022

Interview mit dem Autor

Bald erscheint das erste Buch über Mundart-Rap

Luca Mosberger
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Bald erscheint das erste Buch über Mundart-Rap
Quelle:
Instagram @reinhardt_verlag
30 Jahre ist es her, seit der Basler Rapper Black Tiger die ersten Mundart-Zeilen auf Kassette einrappte. Mit «Lebändigi Gschicht» erscheint nun bald eine Aufarbeitung und Hommage an drei Jahrzehnte Basler Rap.

Nicht nur ist das Werk das erste und einzige Buch über die Geschichte des Basler Rap, es ist auch generell das erste Buch überhaupt, welches sich mit CH-Rap auseinandersetzt. Verantwortlich für diese Premiere sind der Historiker Manuel Guntern, auch bekannt als Rapper LAFA, LYRICS-Journalist und Historiker Luca Thoma wie auch Rap-Beobachter und Journalist Maximilian Karl Frankhauser. Mit Interviews und Porträts der wichtigsten Vertreter:innen der Szene aus allen drei Generationen wird die Geschichte des Genres von seiner Entstehung bis heute nacherzählt. Die liebevolle Hommage an ein lebendiges Stück Kultur wird ab September erhältlich sein. Wir haben mit Luca Thoma über das Buch gesprochen. 

Wie kamt ihr auf die Idee, dieses Werk zuschreiben?

LAFA kam vor ein paar Jahren mit der Idee auf mich zu, auf das 30-jährige Jubiläum hin ein Buch über Basler Rap zu schreiben. Wann exakt das Jubiläum ist, ist ja ein wenig umstritten, aber ich war von der Idee schnell überzeugt. Maximilian stiess dann ein wenig später noch dazu. Effektiv am Buch gearbeitet haben wir dann etwa neun Monate, der Vorbereitungsprozess dauerte aber fast drei Jahre.

Wie habt ihr die wichtigsten Vertreter:innen der Basler HipHop-Kultur für die Interviews und Porträts ausgewählt?

Nach subjektiver Relevanz. Wir haben stellvertretend für alle drei Rap-Generationen eine Auswahl der wichtigsten Vertreter:innen portraitiert. Aus der ersten Generation: Black Tiger, Shape, TAFS und Kalmoo. Brandhärd, Griot, Pyro, und K.W.A.T. haben wir für die zweite Generation ausgewählt. Aus dem letzten Jahrzehnt haben wir S-Hot, Kimbo, Sherry-ou und WAS DAS? portraitiert. Alle gefeatureten Künstler:innen sind indiskutabel in irgendeiner Form relevant für Basler Rap. Andere hätten ein solches Interview oder Portrait natürlich auch verdient. Für die gibt es dann vielleicht im nächsten Buch Platz.

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Über längere Zeit wurde über CH-Rap geschweige denn Basler Rap kaum berichtet. Wie kamt ihr zu euren Quellen zu den Anfängen der Basler Rap Culture?

Das war tatsächlich nicht immer so einfach. Man findet schon einige Infos in den klassischen Printmedien und online, aber definitiv nicht genug für ein Projekt dieser Gewichtsklasse. Wir haben sehr davon profitiert, dass Pyro bei sich zu Hause so eine Art Archiv hat, sein eigenes kleines HipHop-Museum. Er hat beispielsweise einige richtig alte Rap-Heftchen zu Hause, die Jahre vor dem ersten LYRICS erschienen sind. Es gab schon früher Leute, die sich hobbymässig mit CH-Rap beschäftigt und darüber berichtet haben. Diese Fanzines waren schon spannend und gaben einiges her, aber es blieben im besten Falle Fragmente. Unter anderem aus Mangel an wissenschaftlichen Quellen haben wir uns dann für diese Oral History-Herangehensweise entschieden. Das Buch gibt daher in erster Linie die Perspektiven der Porträtierten wieder. Es ist keine wissenschaftliche Arbeit mit Fussnoten, die jede Behauptung akribisch belegt, bringt dafür aber viele Emotionen rüber.

Du hast 2018 bereits eine historische Aufarbeitung von Schweizer Rap für das JUICE Magazin geschrieben. Wird CH-Rap und seine History in den aktuellen Medien zu wenig thematisiert?

Wenn man die Berichterstattung mit den 90ern vergleicht, sind wir jetzt sehr viel besser dran. Mittlerweile finden Rap-Themen auch in einer NZZ und in einem Tagesanzeiger statt, was früher praktisch nie der Fall war. Natürlich ist das Ganze noch nicht so umfassend, wie man es als Rap-Fan gerne hätte. Das hat aber auch damit zu tun, dass Musikjournalismus in der Schweiz derzeit generell ein schwieriges Standing hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass Indie-Bands oder DJs ähnliche Probleme haben. Die Akzeptanz für HipHop und Rap ist mit den Jahren aber massiv gestiegen. Auch in der Basler Kulturszene gibt es Leute aus dem Rap-Umfeld die sich nun in wichtigen Positionen befinden, es gibt viele Auftrittsmöglichkeiten für Basler Rap Artists.

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Welche Learnings konntest du für das Buchprojekt aus deinem JUICE-Artikel ziehen?

Man kann es nie allen recht machen. Für den CH-Rap History-Artikel habe ich damals starken Gegenwind bekommen, weil ich wichtige Themen und Personen aussen vor gelassen hatte. Ausserdem hatte ich einen zu starken Fokus auf die Deutschschweiz. Alles zu erwähnen, war in einem 7-seitigen Artikel auch kaum möglich. Das hat mich dann auch dazu inspiriert, dieser Kultur ein grosses Projekt wie dieses Buch zu widmen. Ich habe ihr viel zu verdanken: HipHop war die Musik meiner Jugend, LYRICS mein Sprungbrett in den Journalismus. Wir haben auch über die Idee diskutiert, ein Buch über die Gesamtentwicklung von CH-Rap zu schreiben, haben uns dann aber wegen des zu grossen Umfangs und unserer regionalen Verankerung auf Basel beschränkt. Das macht es meiner Meinung nach aber nicht weniger relevant, es ist und bleibt das erste Buch über Mundart-HipHop. Schön wäre es natürlich auch, wenn sich Menschen in Zürich, Bern und anderen Orten von uns inspirieren lassen und selbst ein solches Buch über ihre Stadt schreiben.

Hattest du neue Erkenntnisse über Mundart-Rap, während du das Buch geschrieben hast?

Bei einer solchen Recherche gewinnt man nochmal massiv mehr Respekt und Empathie – insbesondere für die OG’s. Als ich bei LYRICS angefangen habe, das war so um 2014, wurde Mimiks gerade gross und CH-Rap’s New Wave stand in den Startlöchern. Damals fand man halt die neuen Artists geil und von all jenen, die sich über sie aufregten, hatte man schnell mal das Bild des hängengebliebenen, frustrierten Realkeepers mit Baggy Pants, der sich aus Prinzip über alles beschwert. Wenn man sich aber die Zeit nimmt, mit diesen Menschen zusammenzusitzen, merkt man erst, wie sekundär dieser oft heraufbeschworene Generationenkonflikt im HipHop überhaupt ist. Künstler wie etwa Kalmoo oder Black Tiger haben so viel geleistet und so viel Liebe und Energie in diese Kultur gesteckt, dass man einfach nur den Hut vor ihnen ziehen muss. Diese Leute haben sich in den 90ern ohne Social Media und ohne Producing-Softwares als Künstler einen Namen gemacht, Styles etabliert und extrem viel Aufbauarbeit betrieben, von welcher wir heute profitieren. Also ja, ich bin definitiv demütiger und respektvoller geworden.

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