5 Gründe, weshalb sich Rapper:Innen von MzumO eine Scheibe abschneiden können
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2022

Neues Album «Barzakh»

5 Gründe, weshalb sich Rapper:Innen von MzumO eine Scheibe abschneiden können

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2022

Neues Album «Barzakh»

5 Gründe, weshalb sich Rapper:Innen von MzumO eine Scheibe abschneiden können

Luca Mosberger
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5 Gründe, weshalb sich Rapper:Innen von MzumO eine Scheibe abschneiden können
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Der Bachenbülacher veröffentlicht nach einem halbjährigen Rolllout sein neustes Werk «Barzakh». Weshalb uns das Album so überzeugt hat, erfährst du hier.

Mit seinem vierten Studioalbum hat der Bachenbülacher Rapper MzumO sehr vieles richtig gemacht. Das 17 Tracks starke, ambitiöse Projekt des Nahost-Doktoranden fasziniert und erscheint irgendwie rundum gelungen. Wie von ihm versprochen, ist das Album sein bisher persönlichstes und reifstes Werk. Weshalb es so gut funktioniert, haben wir hier auf die wichtigsten Punkte heruntergebrochen.

[1] Das Konzept

«Barzakh» ist vollgestopft mit einzigartigen. Das für den Albumtitel von MzumO gewählte Wort beschreibt im Arabisch-Islamischen eine Schranke, oftmals im Sprachkontext als den Zwischenraum zwischen dem Diesseits und Jenseits verstanden. MzumO ist zwar nicht gläubig, aber verwendet das Wort in einem anderen, symbolischen Kontext. Barzakh stellt einen Raum zwischen Leben und Tod dar, einen Warteraum zum Jenseits. Im Graubereich zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch, Leben und Tod und sonstigen dualistischen Konzepten fand der Künstler in seinem Albumprozess die meisten Antworten auf seine Fragen. MzumO schafft es, mit spannenden Metaphern und Begriffen komplexe Überlegungen anschaulich zu machen.

[2] Die Visuals

Hervorragend umgesetzt sind auch die visuellen Welten von «Barzakh». Bis auf das Musikvideo zu «Limbo» sind alle Clips und Artworks in Schwarzweiss gehalten, um den besagten Graubereich, sprich Barzakh, zu visualisieren. Alle Visuals stammen aus der Feder des freischaffenden Zürcher Künstlers Gregor Vogel, der Teil von MzumO’s RAZ-Kollektiv ist. Die vielen lyrischen Referenzen an Politik und ausländische Kulturen werden von ihm in die simpel gestalteten Single-Covers oder ins Video zu «Rechti Frage» auf organische Weise integriert. Der von MzumO verwendete, ambitiöse Begriff «Barzakh Season» fühlt sich passend an, denn der Albumzyklus fühlt sich auch aufgrund seiner visuellen Umsetzung wie ein kleiner, lebendiger Mikrokosmos an. Eine solch detailverliebte visuelle Umsetzung für ein Album sieht man nicht besonders oft im CH-Rap, und noch seltener bei Artists von MzumO’s aktuell noch eher bescheidener Grösse. 

[3] Lyricism

MzumO beeindruckt mit seinem ganz eigenen Wortschatz. Die x-Tausend Polit-Querverweise und fremdsprachigen Ausdrücke fordern heraus, tiefer in die Welt von «Barzakh» einzutauchen. Trotzdem bleiben die Kernaussagen der Songs verständlich und die Texte fühlen sich nicht wie akademische Vorträge, sondern mehr wie leidenschaftliche Plädoyers an. Wie auch im Titel selbst, finden sich in den Songs spannende Metaphern und Wortspielereien, die man so nicht jeden Tag hört. Neben den tiefgründigen inhaltlichen Themen, die MzumO mit seinem ganz eigenen Rap-Stil in Songs zu verpacken mag, fasziniert auch seine hochsolide Raptechnik. Flow, Rhymes und Betonung funktionieren sowohl auf dem ruhigen, melodischeren Outro des Albums, als auch auf einem düsteren Brett wie «What We Do In The Shadows».  

[4] Die Emotionen

«Barzakh» bietet eine Bandbreite an Emotionen und Stimmungen. Bekannt ist MzumO für seine hässigen Tracks, auf denen er Missstände in der Welt anprangert und gegen die privilegierte Schweiz und SVP-Politiker schiesst. Aber auch ein Liebessong hat Platz auf dem Album, wobei auf «Malegria» eigentlich mehr über das gegensätzliche Streben nach Stabilität und Freiheit in Beziehungen philosophiert wird. Aufgelockert wie die Tracklist zwar hin und wieder mit Tracks wie «USB Stick» mit der Basler Rapperin Kimbo oder «Pravda (Wieso bisch du so?)» mit dem Winterthurer Rapper KRYSL. Darauf weiss MzumO alleine mit Wortwitz und Punchlines zu überzeugen und bietet mit den Feature-Gästen ein wenig Abwechslung. Der allgemeine Ton des Albums bleibt aber eher düster und traurig. Der Künstler wendet auch nicht selten seinen Blick von den Schlachtfeldern der Welt auf die in sich selbst. Ungewohnt offen geht der 27-Jährige mit seinen Alkohol- und Drogenproblemen um, besonders erschütternd auf «Gregi Balkon Freestyle». Ungeschönt und ungefiltert gibt uns der Künstler einen Einblick in sein Inneres und sorgt damit für schmerzliche, aber bewegende Momente.

[5] Ambitions

In einer schnelllebigen Zeit der EP’s und Singles veröffentlicht MzumO ein hochqualitatives Album mit komplexen Themen, Message und einer umfassenden visuellen Umsetzung. Dass in der Welt von «Barzakh» viel Herzblut steckt, ist schon bei einer oberflächlichen Auseinandersetzung mit dem Projekt erkennbar. Ein auffallendes Detail ist auch die umfangreiche Bewirtschaftung der Social Media-Plattformen von MzumO und des RAZ Worldwide-Kollektivs, sogar die einer Memepage, welche die Aktivitäten der RAZ-Künstler begleitet. Eine Gratwanderung gelang ihm auch im Soundbild: Auf «Barzakh» findet sich ein gesunder Mix aus Newschool- und Oldschool-Einflüssen, was das Album beiden Fronten zugänglich machen dürfte. Ebenfalls eine coole stilistische Entscheidung ist es, das Album mit einem Intro für ein kommendes Kollabo-Projekt mit dem Rapper 3RES zu beenden. So wird der durchdachte Albumzyklus noch einmal verdeutlicht und die Barzakh Season abgeschlossen, wie MzumO schon seinen vorherigen Albumzyklus für «Balagan» mit der ersten Single für «Barzakh», «Balagan (Reprise)», abgeschlossen hatte. Von dieser Herangehensweise an ein Album könnten sich einige Künstler:innen im Rap Game eine Scheibe abschneiden, und sicherlich auch davon profitieren.

Weitere Anspieltipps: «Vertigo», «Yalta», «Pravda (Wieso bisch du so?)»

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